Purpose

Purpose als strategischer Ursprung – Das Modell von Nikos Mourkogiannis

Als Nikos Mourkogiannis 2006 sein Buch „Purpose: The Starting Point of Great Companies“ veröffentlichte, setzte er ein starkes Zeichen gegen den kurzsichtigen Managementmainstream. Während viele Strategien auf Effizienz, Marktanteil oder Shareholder Value fokussierten, lenkte Mourkogiannis die Aufmerksamkeit zurück auf das, was er für das wahre Fundament unternehmerischer Größe hielt: den Zweck. Nicht als schmückendes Beiwerk oder Employer-Branding-Floskel, sondern als moralisch tief verankertes Leitmotiv, das Denken, Handeln und Entscheiden durchdringt.

Sein Purpose-Modell steht im Schnittfeld mehrerer Denktraditionen. Es ist verwandt mit der systemischen Führung, die Sinnstiftung als Führungsaufgabe versteht, anschlussfähig an entwicklungsorientierte Modelle, die das Wachstum von Organisationen an ihrer inneren Ausrichtung festmachen, und es lässt sich als kulturelle Fortführung von Peter Druckers Idee der „Mission“ verstehen. Wo Drucker auf Zweckmäßigkeit setzte, bringt Mourkogiannis eine ethische Tiefenschärfe ein: Purpose ist nicht nur legitimierend – er ist verpflichtend.

Der Erfolg seines Modells liegt nicht in der Komplexität, sondern in der Klarheit. Purpose wird zum Ausgangspunkt jeder strategischen Entscheidung, zum Prüfstein organisationaler Identität. Unternehmen, die ihn ernst nehmen, fragen nicht mehr: Was tun wir?, sondern: Wofür stehen wir – und wohin führt uns das?

Purpose – Modellstruktur und Anwendungslogik: Der Sinn als archimedischer Hebel

Im Zentrum von Mourkogiannis’ Modell steht eine Einsicht: Jeder Purpose ist eine Antwort auf eine tieferliegende Sehnsucht – sei es nach Erkenntnis, nach Wirksamkeit, nach Gemeinwohl oder nach Größe. Daraus leitet er vier Grundformen ab, die Unternehmen als sinnstiftende Ausrichtung dienen können.

1. Discovery – Die Suche nach Neuem

Organisationen mit einem Discovery-Purpose sind getrieben von Neugier, Innovation und dem Wunsch, das Unbekannte zu erschließen. Sie leben von Wagemut und Unruhe, vom Bruch mit dem Gewohnten.

Aufgabe: Immer wieder Neuland betreten – nicht nur im Produkt, sondern in Haltung und Organisation.
Lernfeld: Umgang mit Unsicherheit, kreative Strukturen, Erlaubnis zum Scheitern.
Mindset: Denken in Möglichkeiten, nicht in Sicherheiten.

2. Excellence – Die Verpflichtung zur Meisterschaft

Hier zählt nicht das Neue, sondern das Vollendete. Unternehmen mit einem Exzellenz-Purpose streben nach Präzision, Qualität und unübertroffener Leistung. Ihr Antrieb ist das Streben nach dem Besten – nicht dem Schnellsten.

Herausforderung: Exzellenz braucht Geduld, Standards – und das ständige Überprüfen der eigenen Maßstäbe.
Skills: Detailorientierung, disziplinierte Führung, kontinuierliches Lernen.
Denken: Leistung als Würde – nicht als Zwang.

3. Altruism – Der Dienst am Anderen

Diese Unternehmen verstehen sich als Beitrag zur Gesellschaft. Sie handeln nicht aus Mangel, sondern aus Fülle – mit dem Wunsch, Nutzen zu stiften, Lebensqualität zu erhöhen, Verantwortung zu übernehmen.

Verantwortung: Wirkliche gesellschaftliche Wirkung verlangt Integrität, nicht PR.
Kultureller Hebel: Empathie, Nachhaltigkeit, soziale Intelligenz.
Denkhaltung: Wirtschaft als Teil der Gemeinschaft – nicht als Gegenüber.

4. Heroism – Der Ruf zur Größe

Hier geht es um Mut, Führung und das Überwinden großer Herausforderungen. Unternehmen mit heroischem Purpose agieren wie moderne Held:innen – oft in Krisen, oft gegen Widerstände, aber immer mit dem Anspruch, Geschichte zu schreiben.

Leitbild: Führung als Mut zur Vision.
Spannungsfeld: Gefahr der Selbstüberhöhung vs. konstruktive Risikobereitschaft.
Skillset: Narratives Denken, Charisma, Resilienz.

Purpose entfaltet seine Kraft nur in Bewegung

Was Mourkogiannis deutlich macht: Purpose ist kein Status – er ist ein Prozess. Er will entdeckt, formuliert, geprüft, gelebt und immer wieder erneuert werden. Dabei ist die Formulierung nur der erste Schritt. Entscheidend ist, wie tief er in die Organisation einsickert: in Strategieprozesse, Entscheidungslogiken, Produkte, Sprache, Führung. In das gelebte Selbstverständnis.

Ein Discovery-Purpose, der sich in starren Prozessen verliert, ist nur ein Etikett. Ein Heroism-Purpose, der nie riskiert, bleibt Pose. Ein Excellence-Purpose, der nicht zur Achtsamkeit führt, wird zur Erschöpfung. Und ein Altruism-Purpose, der ohne Wirkung bleibt, verkommt zur Geste.

Purpose: Sinn ist nicht das Ziel – er ist der Ursprung

Mourkogiannis’ Modell ist radikal, weil es Management an seinen ethischen Kern erinnert. Es ersetzt nicht Strategie – es geht ihr voraus. Es verlangt nicht mehr Tools, sondern mehr Tiefe. Es stellt Unternehmen vor die Frage: Wer wollen wir sein – und wofür ist das, was wir tun, gut?

In einer Welt, in der Orientierung immer schwerer fällt, wird Purpose zum inneren Nordstern. Nicht als Marketing-Slogan, sondern als moralisches Versprechen – und strategischer Imperativ. Wer es wagt, ihn ernst zu nehmen, beginnt nicht einfach ein Projekt. Sondern eine Reise.

Purpose – Literatur

Autor: Nikos Mourkogiannis

  • Purpose: The Starting Point of Great Companies (2006)
    Mourkogiannis beschreibt Purpose nicht als Mittel zum Zweck, sondern als moralischen und strategischen Kern erfolgreicher Organisationen – ein Leitprinzip für langfristige Ausrichtung und Kultur.

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Autor: Gerald Dehlow

Hi, mein Name ist Gerald. Auf diesem Blog trage ich Wissen zusammen, das mir in meiner täglichen Arbeit als Content-Stratege, Experte und Führungskraft hilft. Mich reizt die Mischung aus Technik und Inhalt, die Content zum Leben erweckt. Content is King!

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